Der Prümer Hanswurst -
Die Zentralfigur des Prümer Karnevals
Als der Mensch noch weitgehend hilflos den Kräften der Natur ausgeliefert war, flüchtete er in heidnische Naturreligionen. Er verehrte die guten und böse Kräfte wie Licht, Sonne, Mond, Fruchtbarkeit, Geister, Leben, Hexen, Tod, u.v.a.
Mit dem neuen Licht im Frühjahr entstand neues Leben und neue Hoffnung nach der totenstarren Winterzeit. Freudenfeuer (Burgbrennen), Freudentänze, Masken, Verkleidung - das böse soll vertrieben, das Gute herbeigerufen und bejubelt werden. Der Maskierte schreckt die “bösen Geister” und fegt sie hinweg mit einem Reiserbesen. Mancherorts tollt und tobt das Volk durch die Straßen und Gassen und findet sich zum gemeinsamen Fastnachtstreiben zusammen. Tänze und Umzüge werden von Liedern und Lärm umrahmt - man will usgelassen und lustig sein.
Das Christentum erkannte wohl die Kraft dieser heidnischen Bräuche, tolerierte sie deshalb auch soweit wie möglich und nahm sie teilweise mit neuer christlichen Sinngebung in die Feiern eines Kirchenjahres hinein. Fastnacht wurde so Vorabend der entbehrungsreichen Fastenzeit; das Volk sollte die Lebensfreude nochmals voll auskosten, die Fastenzeit aber in spürbar strenger Mäßigung aushalten, um dann als besonderen Höhepunkt das Osterfest, als Feier des neu entstandenen Lebens der christlichen Erlösung zu feiern.
Ebenso wie in anderen deutschen Landstrichen ließen auch die Äbte der Prümer Abtei die Fastnachtsbräuche zu. Die Bewohner im Dienste des Klosters hatten einmal im Jahr Gelegenheit, ihren Oberen ungeschminkt die Meinung zu sagen, sie zu hänseln und die Zustände zu kritisieren. In Prüm traten die Wortführer als die Prümer Hanswürste auf. Gekleidet wie die Hofnarren in der jeweils geänderten Mode maskierten sie sich sorgfältig, denn unerkannt fühlten sie sich sicher vor möglichen Vergeltungsmaßnahmen der vielleicht allzu sehr gefoppten.
Im Laufe der Zeit bildete sich in Prüm aus den Bürgen im Dienste der Abtei eine Gruppe, die jährlich die Prümer Hanswürste stellte - man könnte sie als die erste organisierte Prümer Karnevalsgesellschaft bezeichnen.
Am Fastnachtsdienstag wurde dann die Fasenacht wieder begraben. Dabei gab es verschiedene Bräuche: Einmal musste eine Strohpuppe brennen; sie wurde auf der Prümbrücke verbrannt und ihre Asche mit dem verkohlten Holzgerippe in der Prüm ertränkt. Die Hanswürste pflegten ihren Oberhanswurst als Repräsentanten der Fasenacht gehörig zu begraben. Später war es der Karnevalsprinz, der auf einer Bahre durch die Lokale getragen und von seinem Hofstaat laut beklagt wurde.
Heute noch verkörpert ein Mitglied der Prinzengarde die “tote Fasenacht” und wird auf der Totenbahre vom Prinzen und Hofstaat im Trauerzug durch die Stadt getragen.
Das traditionelle Hanswurstlied wurde vor Jahrhunderten von den Bierbrauern der Abtei gesungen. Der eigentliche Wortsinn wird heute kaum noch verstanden, obwohl das alte Lied noch heute fester Bestandteil des Prümer Karnevals ist.